Sektion Hommage: Jeanine Meerapfel

Amigomío

    • Jeanine Meerapfel
    • Alcides Chiesa
  • DE/AR
  • 1995
  • 114 Min

Argentinien in den 1970er Jahren: Der arbeitslose Akademiker Carlos und seine Frau Negra leben seit kurzem getrennt. Als Negra zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur verschleppt wird, flieht Carlos zusammen mit seinem achtjährigen Sohn Amigomío nach Ecuador. Für die Beiden ist es der Beginn einer abenteuerlichen Reise inmitten politischer Unruhen.

Mit der Machtübernahme des Militärs 1976, beginnt in Argentinien die Verfolgung und Verschleppung von politisch oppositionellen Gruppen, linken Intellektuellen und Journalist*innen. Negra ist eine von ihnen. Aus Angst vor der zunehmenden Gewalt in ihrem eigenen Land, flüchten Carlos und Amigomío über Bolivien und Peru in die ecuadorianische Hauptstadt Quito. Jeanine Meerapfel schildert in ihrem zweiten argentinischen Spielfilm auf einfühlsame Weise die Beziehung zwischen Vater und Sohn, die auf ihrer gemeinsamen Flucht plötzlich mit dem Gefühl der Entwurzelung konfrontiert werden. Amigomío ist ein poetisch kraftvoller Film über Flucht und Neuanfang und über die Hürden des Ankommens in einem fremden Land.


Credits

Originalitel Amigomío

Internationaler Titel Amigomío

Deutscher Titel Amigomío

JFBB Sektion Hommage: Jeanine Meerapfel

  • Regisseur
    • Jeanine Meerapfel
    • Alcides Chiesa

Land/Länder DE/AR

Jahr 1995

Dauer 114 Min


Portrait of Jeanine Meerapfel

Jeanine Meerapfel

BIO Die Regisseurin Jeanine Meerapfel beschäftigt sich in ihren Werken nicht nur mit ihrer eigenen deutsch-argentinischen Familienbiografie, sondern findet durch ihre Filme zu einer Sprache, mit der sie den Gefühlen von Un-/Zugehörigkeit und den Fragen nach der eigenen Identität und Herkunft Ausdruck verleiht. 1943 wurde sie als Tochter deutsch-jüdischer Emigrant*innen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren. Nach dem Abschluss ihres Journalistik-Studiums kam sie 1964 nach Deutschland. Am Institut für Filmgestaltung in Ulm absolvierte sie ihr Studium, u.a. bei Alexander Kluge, der bis heute zu einem der einflussreichsten Vertreter*innen des Neuen Deutschen Films zählt. Vor dem Hintergrund aktueller politischer und gesellschaftlicher Debatten sind Jeanine Meerapfels Filme bis heute hochaktuell: Themen wie Migration, Erfahrungen auf der Flucht und im Exil finden ebenso Eingang in ihre Filme, wie die kritische Auseinandersetzung mit den akuten Gefahren von Antisemitismus und Ausländer*innenfeindlichkeit. Die Filme sind politisch, jedoch kein nüchternes Politkino. Viel eher handelt es sich um sehr persönlich geprägte Auseinandersetzungen mit der Geschichte, die immer auch im hochemotionalen Wechselverhältnis zu Meerapfels eigener Familiengeschichte stehen. Das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg widmet der Regisseurin und derzeitigen Präsidentin der Akademie der Künste in diesem Jahr eine Hommage und zeigt sieben ihrer Werke, die im Zeitraum von 1980 bis heute entstanden sind.