15.11.2021

Deutsch-polnische Zeitreise startet in die zweite Runde: Vorführungen beim Warsaw Jewish Film Festival

In Zusammenarbeit mit dem Warsaw Jewish Film Festival und unterstützt von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, zeigte des JFBB im August eine Auswahl polnischer und bei der DEFA entstandener Spielfilme, die sich mit jüdischer Erfahrung beschäftigen. Nun werden die Filme in Warschau gezeigt, darunter die DEFA-Klassiker AFFAIRE BLUM, CHRONIK EINES MORDES und DIE SCHAUSPIELERIN sowie die polnischen Filme THE LAST STAGE und THE PASSENGER.

Das Verhältnis der sozialistischen DDR und der Volksrepublik Polen zum Judentum waren vor dem Hintergrund der Nazi-Besatzung, des Holocaust und des Kalten Krieges in mehrfacher Hinsicht von Uminterpretationen der Geschichte geprägt. Dementsprechend vorsichtig gehen die wenigen Filme, die zu dem Thema entstanden, damit um. Anlässlich des 75jährigen Gründungstages der DEFA begeben sich das JFBB und das Warsaw Jewish Film Festival unter dem Titel „Jüdische Erfahrung im Kalten Krieg: Deutsch-polnische Zeitreise und filmhistorischer Vergleich anlässlich 75 Jahre DEFA“ auf eine filmische Spurensuche – von den ersten Reflexionen des Holocaust gleich nach Kriegsende bis zur deutsch-polnischen Koproduktion kurz nach Mauerfall. Interessant dabei sind auch die Themen und Protagonisten, die fehlen: der 1968 unter fadenscheinigen politischen Gründen erzwungene Exodus der in Polen verbliebenen Juden etwa und die angemessene Darstellung jüdischen Leidens während der deutschen Besetzung. So erkundet die Reihe nicht nur, wie Spielfilme aus beiden Ländern Geschichte und Antisemitismus entlang der jeweiligen politischen Vorgaben behandelten. Sie zeigt auch, welche Leerstellen die filmische Erinnerungsarbeit dabei hinterließ und wie die – oft jüdischen - Filmschaffenden versucht haben, das historisch und politisch belastete Thema dennoch würdig zu reflektieren.

Das 19. Warsaw Jewish Film Festival findet vom 15.-21.11. im Polin-Museum und online statt. Kern des Programms sind die Wettbewerbe für Spiel- und Dokumentarfilm, ein umfangreiches Kurzfilmprogramm und zahlreiche Special Screenings, darunter eine Retrospektive mit einer Auswahl von Filmen von Aleksander Ford, einem der ersten Regisseure, der Tonfilme in jiddischer Sprache drehte. Bernd Buder, Programmdirektor des JFBB, ist Mitglied der Spielfilmjury in Warschau.

Weitere Informationen:
wjff.pl/en

Informationen zu den Vorführungen im Rahmen der „Zeitreise“-Reihe:
https://wjff.pl/en/category/out-competition/