Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Shoa spielte in der DDR eine untergeordnete Rolle. SCHALOM, NEUES DEUTSCHLAND stellt die Biografien und die emotionalen Schilderungen der Protagonisten in den Vordergrund und zeigt, wie Juden in der DDR gelebt und gefühlt haben – als Kommunist und Jude oder als Kommunist oder Jude?
Salomea Genin, die als junge Kommunistin mit vielen Illusionen in die DDR kam, hoffte auch durch die Arbeit in der jüdischen Gemeinde etwas ändern zu können. Auch für den Schriftsteller und Journalisten Walter Kaufmann war die DDR Wahlheimat. Er findet erst spät zu seinen jüdischen Wurzeln zurück. Werner Lappe aus Dresden kommt mit seinen Eltern aus dem englischen Exil in die DDR. Er fühlt sich als sogenannter „Drei-Tages-Jude“, der nur zu den großen jüdischen Feiertagen in die Synagoge geht. Der Rocksänger André Herzberg, der durch den Film führt, spürte die Zerrissenheit der Mutter, wenn sie sich zwischen der kommunistischen Überzeugung und der jüdischen Religion entscheiden sollte. Für ihn wurde die jüdische Identität nach der friedlichen Revolution 1989 ein neuer Anker. Auch der Musiker Karsten Troyke erlebte schon in seiner Schulzeit, wie Antifaschismus zwar als Staatsdoktrin galt, er im Alltag aber immer wieder mit antisemitischen Äußerungen konfrontiert war. Der Historiker Prof. Wolfgang Benz erläutert historische Zusammenhänge und ordnet diese im Rahmen der Antisemitismusforschung ein.
Text: Bernd Buder, bearbeitetes Material von Website von armadaFilm
Vorfilm zu CHRONIK EINER RÜCKKEHR: LEBENSWEGE DEUTSCHER JUDEN IN DER DDR (Martin Pátek, CZ 1993, 58 min)