Wie das Leben einfach passiert. Wo es hinführt, ohne Vorwarnung, ohne Rücksicht, ohne Absicht. Als Filmemacher scheint Ralph Arlyck sein ganzes Leben mit der Kamera festgehalten zu haben. Auch das seiner Kinder, das seiner Eltern, doch was bleibt davon am Ende? In dieser Dokumentation denkt er über sein Alter nach, über das Näherrücken des Lebensendes. Wie dachte er früher über „die Alten“, wie denken „die Alten“ heute über sich? Arlyck stöbert alte Filmaufnahmen auf, findet Geschichten aus seiner Vergangenheit, aus der Vergangenheit seiner Eltern, sinniert über die Beziehung zwischen den Generationen. Und er sucht das Gespräch in der Gegenwart. Manche antworten bereitwillig, manche sind überrascht, manche weichen aus. Noch schwerer als der Blick in die Vergangenheit, so scheint es, ist der Blick auf das, was unvermeidlich kommen wird – vielleicht eher früher als später. Doch trotz der ernsten Themen, trotz der erhöhten Schwere des Themas Tod durch die Corona-Pandemie, behält Arlycks sehr persönliche Dokumentation eine gewisse Leichtigkeit, enthält eine gute Portion Pragmatismus und Akzeptanz. Ein tiefsinniger ebenso wie selbstironischer Blick auf die Realität und Überraschungen des Alt-werdens. Dabei bekommen die Zuschauer_innen ihn kaum selbst zu sehen, sondern erleben ihn nur durch die Reaktionen derer, die vor seiner Kamera stehen.
Text: Charlotte Kühn
Mit einer Leichtigkeit, die nicht traurig auf Vergangenes und nicht ängstlich auf die Zukunft blickt, sondern neugierig die wechselnden Perspektiven eines Lebens betrachtet, denkt der 82-jährige Kult-Dokumentarist Ralph Arlyck über das Alter(n) nach. Niemals ohne Kamera reflektiert er sein Leben, filmt seine Nachbar_innen, seine Frau, seine Ärzte - geht ihnen auf die Nerven und stellt unangenehme Fragen, auch an sich selbst.
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Credits
Originalitel I Like It Here
Internationaler Titel I Like It Here
Deutscher Titel I Like It Here
JFBB Sektion Wettbewerb Dokumentarfilm
Land/Länder US
Jahr 2022
Dauer 88 min
Ralph Arlyck
BIO Ralph Arlyck has produced more than a dozen prize-winning, films, which have appeared on PBS, BBC, Arte, screened at the White House, and featured at festivals worldwide, including Sundance, New York, London, Rotterdam. His feature, FOLLOWING SEAN, played theatrically across the United States and was nominated for two Emmy awards. Arlyck has also produced CURRENT EVENTS, an examination of the ways people respond to horrific news events, and AN ACQUIRED TASTE, a wry look at American culture's obsession with success — considered a classic of independent cinema and called by Vincent Canby in the New York Times, “...a delight...a funny, loving movie”. Throughout his career, Arlyck has also played a key advocacy role for American independent producers, testifying twice in Congress and before the Carnegie Commission on the role of independents in public television. He is a recipient of a Guggenheim Fellowship and a Rockefeller Foundation Fellowship.