Sektion Hommage: Jeanine Meerapfel

Im Land Meiner Eltern

  • Jeanine Meerapfel
  • DE
  • 1981
  • 88 Min

Ein Blick auf die deutsche Gegenwart der 1980er Jahre: Die Eltern der Regisseurin flohen vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland nach Argentinien, dem Geburtsland von Jeanine Meerapfel. Mit diesem Dokumentarfilm kehrt sie zurück ins Land ihrer Eltern, auf der Suche nach den eigenen deutsch-jüdischen Wurzeln.

In Begleitung der 10-jährigen Anna streift die Regisseurin durch die Straßen Berlins und besucht die Orte jüdischer Geschichte. Sie führt Interviews mit den in West-Berlin lebenden Juden und Jüdinnen. Wie ein roter Faden zieht sich dabei die Frage nach der eigenen jüdischen Identität und danach, wie es sich für die Befragten anfühlt, heute in Deutschland zu leben, durch den Film. Das Ergebnis: Noch immer gehören Antisemitismus und das Gefühl des Nicht-Dazugehörens zum Alltag der Befragten, die Wunden der Vergangenheit sind längst nicht geheilt. Somit bleibt die deutsche Vergangenheitsbewältigung nichts weiter als eine leere Phrase. Entstanden ist eine Gesellschaftsanalyse, mit der die Regisseurin in den 1980ern auf den virulenten Rechtsextremismus in der bundesdeutschen Gesellschaft hinwies und die bis heute – leider – aktuell ist.


16.6. 17.00 Filmmuseum, im Anschluss Filmgespräch mit Jeanine Meerapfel, Regisseurin
17.6. 17.00 Passagekino, im Anschluss Filmgespräch mit Jeanine Meerapfel, Regisseurin


Credits

Originalitel Im Land Meiner Eltern

Internationaler Titel In The Country Of My Parents

Deutscher Titel Im Land Meiner Eltern

JFBB Sektion Hommage: Jeanine Meerapfel

  • Regisseur Jeanine Meerapfel

Land/Länder DE

Jahr 1981

Dauer 88 Min


Portrait of Jeanine Meerapfel

Jeanine Meerapfel

BIO Die Regisseurin Jeanine Meerapfel beschäftigt sich in ihren Werken nicht nur mit ihrer eigenen deutsch-argentinischen Familienbiografie, sondern findet durch ihre Filme zu einer Sprache, mit der sie den Gefühlen von Un-/Zugehörigkeit und den Fragen nach der eigenen Identität und Herkunft Ausdruck verleiht. 1943 wurde sie als Tochter deutsch-jüdischer Emigrant*innen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren. Nach dem Abschluss ihres Journalistik-Studiums kam sie 1964 nach Deutschland. Am Institut für Filmgestaltung in Ulm absolvierte sie ihr Studium, u.a. bei Alexander Kluge, der bis heute zu einem der einflussreichsten Vertreter*innen des Neuen Deutschen Films zählt. Vor dem Hintergrund aktueller politischer und gesellschaftlicher Debatten sind Jeanine Meerapfels Filme bis heute hochaktuell: Themen wie Migration, Erfahrungen auf der Flucht und im Exil finden ebenso Eingang in ihre Filme, wie die kritische Auseinandersetzung mit den akuten Gefahren von Antisemitismus und Ausländer*innenfeindlichkeit. Die Filme sind politisch, jedoch kein nüchternes Politkino. Viel eher handelt es sich um sehr persönlich geprägte Auseinandersetzungen mit der Geschichte, die immer auch im hochemotionalen Wechselverhältnis zu Meerapfels eigener Familiengeschichte stehen. Das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg widmet der Regisseurin und derzeitigen Präsidentin der Akademie der Künste in diesem Jahr eine Hommage und zeigt sieben ihrer Werke, die im Zeitraum von 1980 bis heute entstanden sind