Vor 20 Jahren, in den späten 1990ern, hat Moti Cohen die Indie-Band „The Panthers“ entdeckt. Wie überall auf der Welt, war Rock’N’Roll, später Rock und dann Punk in Argentinien etwas für die Jungen, Tollen, Rebellierenden: gegen die Langeweile der Alten, gegen Folklorismus, und damit natürlich gegen den Tango als Musik „für die Touristen“. Da waren die „Panthers“ mit ihrem Hit „I had the heart“ schon was anderes. Doch seitdem ist nicht mehr viel passiert. Moti scheint von seinem früheren Gespür für den nächsten Super-Hit verlassen worden zu sein – genau wie von seiner Frau und auch seinem Geld. Er kämpft mit der Finanzierung der Bar Mitzwa seines Sohnes und gleichzeitig mit dem rasanten Wandel im Musikgeschäft.
Als er auf den stotternden Mechaniker und Tango-Sänger Bartolo trifft, fasst er den Entschluss, ihn und eine zusammengetrommelte Band für ein bevorstehendes Musikfestival bühnenreif zu machen. Bald schwinden die Vorurteile gegen die Schlager von gestern, Cohen groovt sich ein und entdeckt, dass Tango und Rock, alt und neu, eigentlich ganz gut zusammenpassen. Auf dem Weg zu seinem neuen Tango-Rock-Medley stellt er fest: auch die Musik seiner Elterngeneration hat eine lange Geschichte und eine tiefe Seele.
Mit und zwischen Bühnenauftritten und Gesangseinlagen komponiert Co-Regisseur und Hauptdarsteller Oliver Kolker einen Feelgood-Film mit selbstironischen Untertönen, wobei er seinen eigenen Trotz gegen die Musik der Eltern-Generation verarbeitet:
„Der Rock in Argentinien, der als Ausdruck der Rebellion der damaligen Jugend entstand, hatte Elvis Presley, The Beatles, The Who und viele andere Bands als Vorbilder. Aber all diese argentinischen Rocker, die heute mit ihren 70 Jahren Ikonen sind, Charly García, der inzwischen verstorbene Luis Alberto Spinetta, Gustavo Santaolalla und sogar Fito Páez selbst, hatten den Tango in ihrer Seele, sie hörten ihn, spielten ihn und lernten ihn sicher auswendig. […] Aber der ständige Abgleich zwischen Tango und Rock hörte nie auf, sie wurden immer als zwei gegensätzliche Pole gesehen und konnten nie miteinander verschmelzen. Die Geschichte, die ich erzähle, ist zeitgenössisch in Bezug auf den Protagonisten Moti Cohen, der in den 1970er-Jahren geboren wurde, aber bei seinem Vater Samuel Cohen lebte, einem Tangomusiker und Bandoneonspieler, der nicht nur von seinen eigenen künstlerischen Grenzen, sondern auch von dem überwältigenden Wachstum des argentinischen Rocks frustriert war, der die Herzen der Menschen eroberte und zu einem populären Phänomen wurde.“
Text: Bernd Buder und Merlin Webers
Weitere Vorführungen:
Mi, 7. Mai 19:00
JÜDISCHE GEMEINDE LK OBERHAVEL
(Lehnitzstraße 36, 16515 Oranienburg)