Mea Shearim ist jenseits der Altstadt eines der ältesten jüdischen Viertel Jerusalems und wird fast ausschließlich von Charedim (ultraorthodoxen Jüdinnen und Juden) bewohnt. Nach 40 Jahren besucht Tuvia Tenenbom erstmals wieder die ultraorthodoxe Gemeinschaft, in der er aufgewachsen ist. Mit Freude entdeckt er die belebten Straßen, das Essen, die kollektiven Tänze und die Musik wieder. Er befragt unterschiedliche Menschen dazu, was es bedeutet, jüdisch zu sein, zu ihrem Glauben und ihrer Lebensart. Jeder antwortet anders, teils mit entgegengesetzten Ansichten: Ein Anwohner ist zum Judentum konvertiert, weil er am Leben der Gemeinschaft teilhaben wollte. Ein Politikwissenschaftler betrachtet die Charedim als Gefahr für Israel. Ein Mann, den der Regisseur zufällig bei einer Bahnfahrt kennenlernt, hat sich vom Glauben abgewandt, weil er als Kind von einem Rabbi vergewaltigt wurde. Tuvia Tenenbom schafft es dank seiner ehrlichen Neugier, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Die unterschiedlichen Perspektiven lässt er nebeneinanderstehen, während er nach seiner eigenen Wahrheit sucht.
Text: Dominique Ott-Despoix
Mit anschließender Lesung
Im Anschluss an die beiden Filmvorführungen liest der anwesende Regisseur und Autor Tuvia Tenenbom aus seinem Buch "God Speaks Yiddish" (2023).
Die Lesung findet in englischer Sprache statt.