Jeden Sommer kommt eine orthodoxe jüdische Familie aus Aix-Le- Bains in den Süden Italiens, um dort eine heilige, koschere Zitronenfrucht zu ernten. Esther, die schon 26 ist und noch keinen Mann hat, zweifelt aber zusehends an ihrer Religion und ihrem eintönigen Leben. Sie freundet sich mit dem Besitzer der Obstplantage, dem Italiener Elio, an. Eigentlich darf sie weder das Haus eines Mannes betreten, noch in seinem Auto mitfahren, auch nicht im Internet surfen oder tanzen. Aber immer offensiver nimmt sie sich nun neue Freiheiten.
Überzeugendes Regiedebüt des französischen Schauspielers Stéphabes Freiss um eine junge Jüdin, die ihr vorbestimmtes Leben hinterfragt. Sein subtiles Werk ist kein Pamphlet gegen das orthodoxe Judentum, zeigt aber, wie schwer es junge Frauen innerhalb dieser starren Regeln haben. Auch Freiss‘ eigene Mutter war orthodoxe Jüdin und lebte in Tel Aviv. Der italienische Star Riccardo Scamarcio und die Französin Lou de Laáge spielen berührend dieses ungleiche Paar, dass sich platonisch ineinander verliebt. Wenn am Ende ein schöner Lucia Dalla-Song ertönt, hat man einen wirklich guten Film gesehen.
Text: Jörg Taszman
Am 14.6. um 19:15 im Thalia - Das Programmkino und am 15.6. um 19:00 auf der MS Goldberg ist Regisseur Stéphane Freiss für ein Filmgespräch nach dem Film anwesend.