Leandro fühlt sich beim Filmen von jüdischen Hochzeiten unterfordert. Er stammt aus der jüdischen Gemeinde von Buenos Aires, interessiert sich jedoch wenig für seine Wurzeln. Doch dann verliert er auf einer Hochzeit sein Herz an die Klezmer-Klarinettistin Paloma. Um sie auf ihrer Tournee in Europa wiederzusehen, gibt er sich als Spezialist jüdischer Volksmusik aus und besorgt sich österreichische Geldgeber für einen Dokumentarfilm über Klezmer-Musik im heutigen Osteuropa. Doch diese wird – mangels jüdischer Bevölkerung – dort nicht mehr aktiv ausgeübt. Nur rumänische und ukrainische Roma- und Folklore-Musiker haben das Erbe ihrer vormaligen jüdischen Nachbar_innen in ihrem Repertoire bewahrt. So kommt dieser spannende und erhellende Film im Gewand eines heiteren Mockumentary daher, der von Musik, Liebe und der Suche nach einer verschwundenen Kultur handelt. Das Regisseur*innen-Duo Paloma Schachmann und Leandro Koch spielt sich selbst und schlüpft gleichzeitig in eine Rolle. Die Idee, auf die Suche nach den Überbleibseln der Klezmer-Musik in Osteuropa zu gehen, ist echt. Sie entstand zu Pandemie-Zeiten und kurz vor Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Doch die Umstände dahinter sind fingiert, was für Zahlreiche komisch-absurde Szenen sorgt. Ergänzt wird der Film durch eine zweite narrative Ebene: Eine jiddische Erzählerin schildert die Odyssee eines jungen Mannes vor dem Zweiten Weltkrieg, der seiner aus dem Schtetl getürmten Angebeteten hinterher reist, dessen Reise ist der von Leandro sehr ähnlich.
Text: Kira Taszman
Dieser Film wird außerdem am 18.06.2023 in Bürgerbildungszentrum Amadeu Antonio Eberswalde um 18:00 Uhr gezeigt.