05.01.2023

Debütroman von Shelly Kupferberg

„Isidor. Ein jüdisches Leben“ - JFBB Moderatorin rekonstruiert das Leben ihres jüdischen Urgroßonkels Isidor Geller.

Wir haben mit Shelly Kupferberg über ihren Debütroman gesprochen.

Worum geht es in Ihrem Buch?
Welche Kunst hing im Palais meines Urgroßonkels in Wien? Mit dieser Frage startete ich eine kleine persönliche Recherche. Mit jeder Information mehr, die ich in zahlreichen Archiven dieser Welt fand, entblätterte sich das Bild einer bemerkenswerten Biografie: Die eines Mannes, der seinen Weg aus dem ärmlichsten ostgalizischen, orthodoxen Milieu nach Wien machte und dort erfolgreicher Jurist, Kommerzialrat und Berater des österreichischen Staates wurde. Ein Lebemann, ein Opern- und Kunstliebhaber, der seine jüdische Identität versuchte, zu vertuschen. Isidor. Ich begann, sein Leben zu rekonstruieren, inklusive seiner Liebschaft zu einer Budapester Sängerin, die Ende der 30er Jahre in Wien von Hollywood entdeckt wurde und zu einem Star der 40er Jahre wurde. Briefe, alte Dokumente und Zeitungsartikel gaben mir den Stoff für mein Buch. Und ließen mich immer wieder fragen: Was bleibt von einem Menschen übrig, wenn nichts von ihm übrig bleibt?

Warum haben Sie die Geschichte jetzt aufgeschrieben?
Meine Recherche begann als rein private Angelegenheit. Ich hatte nie vor, ein Buch zu schreiben. Aber als ich begann, mehr über ihn herauszufinden und sein Leben zu rekonstruieren, fragte ich mich immer mehr, wie ein Mensch beschaffen sein muß, um einen solchen Aufstiegswille an den Tag zu legen. Isidor war ein Selfmademan, wie so viele Menschen jener Zeit, um 1900. Er erfand sich neu, zog sich am eigenen Schlafittchen aus der Misere und machte eine schnelle und gewaltige Karriere, die durch die Nazis brutal beendet wurde. Diese Biografie – sie ist eine von hundert Tausenden vergessenen, nicht erzählten Lebensgeschichten – hat mich unglaublich beschäftigt. Warum, das kann ich nicht genau sagen. Es war ein Drang, ich konnte nicht anders, als anzufangen, seine Geschichte aufzuschreiben.

Was hat Sie selbst während des Schreibens am meisten berührt?
Es macht mich auf eine melancholische Weise glücklich, einem Menschen wieder seine Geschichte zurückgegeben zu haben. Das hilft ihm selbst nicht, aber der Nachwelt kann es Einiges erzählen. Das klingt vielleicht ein wenig seltsam, aber ich glaube an die Kraft von Geschichten.

Shelly Kupferberg liest am Samstag 7.Januar an derNeuen Bühne Senftenberg.
Am 15. Januar ist Sie in der Buchhandlung Hansen in Berlin-Schlachtensee zu Gast.
Am 25. Januar liest Shelly Kupferberg aus ihrem Debütroman um 18.00 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichtein Potsdam.