Ukraine, 21. Juni 1941. Mendele ist in Kyjiw Filmregisseur geworden, besucht nun aber seinen Heimatort, ein Schtetl in der Nähe des galizischen Sokal, das bis September 1939 zu Polen gehörte und dann von der stalinistischen Sowjetunion annektiert wurde. In dem Örtchen, in dem jetzt sowjetische Offiziere öffentlich Propaganda betreiben und orthodoxe und weltliche Bewohner_innen sich wie immer befehden, nehmen ihm viele seinen Fortgang übel, darunter auch der Rabbi. Es sind nur noch wenige Stunden bis zum Schabbes, und bis dahin muss Mendele seinen Vater Shloime besuchen und seine Ex-Braut Yuna sehen, die bald mit seinem Erzrivalen Folye verheiratet werden soll. Derweil lauern auf der anderen Seite des Flusses die deutschen Panzer… Das meisterliche Debüt von Regisseur Ady Walter wurde vornehmlich in Schwarzweiß und auf Jiddisch und Ukrainisch gedreht. Anschaulich schildert es mit dem lebhaften Schtetl eine osteuropäisch-jüdische Welt, die es heute nicht mehr gibt. Um diese klaffende Lücke zu verdeutlichen, nahmen die Filmemacher das „E“ aus dem Filmtitel. Die ukrainisch-französische Koproduktion ließ in der Nähe von Kyjiw ein ganzes Schtetl samt gesegneter und geweihter Synagoge erbauen, das nach den Dreharbeiten als Museum dienen sollte. Doch es wurde – bittere Ironie der Geschichte – während des russischen Überfalls auf die Ukraine zerstört.
Text: Kira Taszman
Dieser Film wird außerdem am 18.06.2023 in Filmtheater Union Fürstenwalde um 19:00 Uhr gezeigt.