Sektion Wettbewerb Dokumentarfilm

Babi Yar. Context

  • Sergei Loznitsa
  • NL, UA
  • 2021
  • 121 Min

Jubelnde Menschen schenken den deutschen Panzersoldaten beim Einmarsch in die Ukraine im Sommer 1941 Blumen. Gegen die Juden und Jüdinnen finden in Lemberg Pogrome statt. In Kyiv ermorden die Deutschen in zwei Tagen in der Schlucht von Babi Yar 33.771 Juden und Jüdinnen. Sergei Loznitsa montiert Archivaufnahmen, ordnet das Massaker ein, endet mit Bildern der öffentlichen Hinrichtung deutscher Täter und dem Zuschütten der Schlucht in Sowjetzeiten. So entsteht eine erschütternde Bildcollage gegen das Vergessen.

Eines der erschütterndsten Verbrechen an sowjetischen Juden und Jüdinnen begingen deutsche Einsatzgruppen mit Hilfe lokaler Polizeieinheiten am 29. und 30. September 1941 in der Schlucht von Babi Yar. Sie erschossen 33.771 jüdische Frauen, Männer, Kinder, Säuglinge und Greis*innen. Mithilfe deutscher und sowjetischer Archivaufnahmen rückt Regisseur Sergei Loznitsa den Schrecken von Babi Yar in einen historischen Kontext zwischen 1941 -1952. Mitten im Film zitiert er mit Hilfe einer Texttafel aus Wassili Grossmans tieftrauriger Prosa von 1943

Ukraine ohne Juden
"In der Ukraine gibt es keine Juden. Nirgendwo- nicht in Poltava, Charkow, Kremenchug, Borispol, Lagotin. Du wirst die mit Tränen gefüllten, dunklen Augen eines jungen Mädchens nicht sehen. Du wirst die kummervolle schleppende Stimme einer alten Frau nicht hören. Du wirst das flüchtige Gesicht eines hungrigen Kindes in keiner Stadt und in keinem von Hunderten oder Tausenden von Schtetls mehr erblicken. Ruhe. Stille. Ein Volk ist brutal ermordet worden."


Credits

Originalitel Babi Yar. Context

Internationaler Titel Babi Yar. Context

Deutscher Titel Babi Yar. Context

JFBB Sektion Wettbewerb Dokumentarfilm

  • Regisseur Sergei Loznitsa

Land/Länder NL, UA

Jahr 2021

Dauer 121 Min


Portrait of Sergei Loznitsa

Sergei Loznitsa

BIO Drehbuchautor/Regisseur/Produzent Sergei Loznitsa wurde am 5. September 1964 geboren. Er wuchs in Kyiv (Ukraine) auf und machte 1987 seinen Abschluss in angewandter Mathematik am Kyiver Polytechnikum. Von 1987 bis 1991 arbeitete Sergei Loznitsa als Wissenschaftler am Kyiver Institut für Kybernetik, wo er sich auf die Erforschung künstlicher Intelligenz spezialisierte. 1997 schloss Loznitsa sein Studium am Russischen Staatlichen Institut für Kinematographie (VGIK) in Moskau ab, wo er Spielfilmregie studierte. Sergei Loznitsa dreht seit 1996 Filme und hat inzwischen 22 preisgekrönte Dokumentarfilme und 4 Spielfilme gedreht. Loznitsas Spielfilmdebüt "MY JOY" (2010) feierte seine Premiere im Hauptwettbewerb des Festival de Cannes, gefolgt von dem Spielfilm "IN THE FOG" (2012), der beim 65. Festival de Cannes mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2017 präsentierte Sergei Loznitsa seinen dritten Spielfilm "A GENTLE CREATURE" im Wettbewerb des Festival de Cannes. 2018 erhielt Loznitsa den Preis für die beste Regie in der Sektion Un Certain Regard des Festival de Cannes für seinen vierten Spielfilm "DONBASS". Im Jahr 2013 gründete Sergei Loznitsa die Filmproduktionsfirma ATOMS & VOID. Sergei Loznitsas abendfüllender Dokumentarfilm "MAIDAN" (2014), die Chronik der ukrainischen Revolution, hatte seine Weltpremiere in einer Séance Special des Festival de Cannes. Seine nachfolgenden abendfüllenden Dokumentarfilme "THE EVENT" (2015), "AUSTERLITZ" (2016), "THE TRIAL" (2018) und "STATE FUNERAL" (2019) wurden bei den Special Screenings der Filmfestspiele von Venedig präsentiert. Sergei Loznitsa arbeitet weiterhin sowohl im Dokumentar- als auch im Spielfilmgenre.