Der amerikanische Soldat Stuart Schulberg war 23 Jahre alt und sein älterer Bruder Budd 31, als sie im kaputten Deutschland nach belastendem Filmmaterial suchen sollten, dass die Nationalsozialist_innen selber in Auftrag gegeben hatten. Die Angeklagten sollten mithilfe des von ihnen selbst hergestellten Materials überführt und verurteilt werden. Es wurde ein Wettlauf gegen die Zeit, denn oft brannten Filmarchive aus, bevor die Amerikaner die Propagandafilme sichern konnten, vermutlich um das belastende Material zu vernichten. Dennoch gelang es ihnen, während der Prozesse zwei längere Fundstücke aufzuführen. Stuart Schulberg erhielt außerdem den Auftrag, einen Film über die Nürnberger Prozesse zu drehen. Als der Film nach vielen Behinderungen und Auflagen durch das US-Kriegsministerium 1948 endlich unter dem Titel "Nuremberg: Its Lesson for Today" fertiggestellt wurde, lief er jedoch nur kurz in Deutschland als Aufklärungsfilm. Der amerikanischen Kinostart wurde abgesagt. Der Marshallplan wurde im Kalten Krieg wichtiger als die Erinnerung an die Nazigräuel. Der französische Dokumentarfilmemacher Jean-Christophe Klotz begibt sich noch einmal auf Spurensuche und versucht, herauszufinden, wie genau das Material damals beschafft wurde, warum der Film darüber unter Verschluss gehalten wurde und fragt auch danach, welche Verpflichtungen Dokumentarfilmer_innen gegenüber der Nachwelt haben.
Text: Jörg Taszman
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Am 13.6., 19:00 im Filmkunst66, ist Regisseur Jean-Christophe Klotz nach dem Film für ein Filmgespräch anwesend.