Sektion Wettbewerb Spielfilm

Treasure - FAMILIE IST EIN FREMDES LAND

  • Julia von Heinz
  • DE/FR
  • 2024
  • 112

Eine Vater-Tochter-Reise nach Polen, kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Eigentlich wollte Vater Edek nie mehr dorthin, wo fast seine ganze Familie in der Shoah ausgelöscht wurde. Doch nun wird er wider Erwarten schnell warm mit Polen, während Tochter Ruth mit der Unberechenbarkeit ihres Vaters hadert.

Gemeinsam mit ihrem Taxifahrer Stefan machen die beiden sich auf den Weg - nach Warschau, Łódź, Krakau und Auschwitz-Birkenau. Edek (Stephen Fry) übt sich in demonstrativer Gelassenheit, als er an die Stätten seiner Kindheit zurückkommt. Es ist an seiner Tochter Ruth (Lena Dunham), das Familienporzellan von der polnischen Familie zurückzukaufen, die Anfang der 1940er-Jahre in die Wohnung von Edeks Familie zog – diese war von hier deportiert worden. Der Vater findet schnell ins Polnische, die Tochter verzweifelt. Sie stellt die Fragen, denen ihr Vater, plötzlich ganz Bonvivant, auszuweichen versucht. Sie bemüht sich, den Dingen auf den Grund zu gehen, die er schon lange verdrängt hat. Damit kommen nicht nur intergenerativ vererbte Traumata an die Oberfläche, sondern auch die ganze Malaise dieses nicht unkomplizierten Vater-Tochter-Verhältnisses – bis Ruth die Schnauze voll hat von Edeks Ausweichmanövern. Mit ihrer Adaption von Lily Bretts Roman „Zu viele Männer “ (1999) inszeniert Julia von Heinz ein schweres Thema mit leichter Hand und nimmt dabei sowohl die Geschichte wie auch ihr Publikum ernst. Eine emotionale Gratwanderung zwischen Familienschicksal und Trauma, Vater und Kind, historischer Schwere und der widersprüchlichen Leichtigkeit des Augenblicks.

Text: Bernd Buder


Credits

Originalitel Treasure - FAMILIE IST EIN FREMDES LAND

Internationaler Titel Treasure

Deutscher Titel Treasure - FAMILIE IST EIN FREMDES LAND

JFBB Sektion Wettbewerb Spielfilm

  • Regisseur Julia von Heinz

Land/Länder DE/FR

Jahr 2024

Dauer 112


Portrait of Julia von Heinz

Julia von Heinz

BIO Julia von Heinz (*1976) gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Filmemacherinnen. 2007 gewann sie die LOLA für den Besten Kinder- und Jugendfilm mit ihrem Debüt WAS AM ENDE ZÄHLT. Ihre Verfilmung des Bestsellers ICH BIN DANN MAL WEG sahen fast 2.000.000 Zuschauer in den deutschen Kinos. Ihr Film UND MORGEN DIE GANZE WELT feierte Premiere im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig 2020 und war 2021 für die LOLA als Bester Spielfilm nominiert. Mit ihrem Beitrag zum Omnibus-Film ISOLATION lief sie bei den Filmfestspielen von Venedig 2021 im Rahmen der Giornate degli Autori. TREASURE, der 2024 auf der Berlinale Premiere feierte, ist der dritte Teil von Julia von Heinz‘ Aftermath-Trilogie, die sich mit den Auswirkungen des Holocausts in Deutschland und weltweit beschäftigt. Julia ist Mitbegründerin der Produktionsfirma Seven Elephants und unterrichtet Regie an der HFF in München.