Sektion Wettbewerb Dokumentarfilm

THE RETURN FROM THE OTHER PLANET

  • Assaf Lapid
  • IL/DE
  • 2023
  • 79

Der andere Planet, mit nichts in dieser Welt vergleichbar – das war für ihn Auschwitz. Hier erlebte Yehiel De-Nur die Schrecken der Shoah, die er nach dem Krieg unter dem Pseudonym Ka.tzetnik literarisch radikal verarbeitete. Über Gewalt, Folter und Kannibalismus schreibend wurde er immer wieder zum Häftling, während er gleichzeitig ein bürgerliches Leben führte.

Die radikale Aufspaltung in zwei Persönlichkeiten war Yehiel De-Nurs (geb. Feiner) Strategie, um mit seinem Trauma umzugehen. Wenn er als Ka.tzetnik abgekapselt und in Häftlingskleidung seine internationalen Bestseller verfasste, war er wieder auf dem „anderen Planeten“, den die Kunstfigur mit dem KZ im Namen nie verlassen hatte. Die Bücher von Ka.tzetnik haben Israel bewegt. Er reflektierte darin Gewaltexzesse, deren Nähe zu sexuell konnotierter Gewalt, die Abgründe des Menschlichen, und provoziert dabei – als Holocaust-Überlebender – mit Titeln wie „Ich bin der SS-Mann. Eine Vision“ (Ein anderer bekannter Titel des Buches ist: „Shvitti. Eine Vision“). Auch der Name der Indie-Band „Joy Division“ geht auf ein Buch von Ka.tzetnik zurück.
De-Nur hingegen fasste als bescheidener Ehemann und liebvoller Vater in Israel wieder Fuß. Erst der Eichmann-Prozess, wo De-Nur und Ka-Tzetnik im Zeugenstand erstmals aufeinandertrafen, brachte dieses Konstrukt zum Einsturz. Der auch 30 Jahre nach dem Krieg noch von seinem Trauma Verfolgte hoffte, in den Niederlanden durch eine LSD-Therapie endlich Frieden zu finden.
Die Dokumentar-Biografie übersetzt diese Persönlichkeitsspaltung in Bilder. Während wir in Berichten von Zeitzeuginnen und Forscherinnen der Person De-Nur begegnen, führen uns animierte Sequenzen in die Gedankenwelt des Autors und seiner literarischen Figur Ka.tzetnik. Dabei wird nicht nur die Frage nach Möglichkeiten der Traumabewältigung gestellt, sondern auch nach dem Wert subjektiver Wahrheit.

Text: Rainer Mende


Im Anschluss an alle Filmvorführungen findet ein Gespräch mit dem anwesenden Regisseur Assaf Lapid statt.


Credits

Originalitel THE RETURN FROM THE OTHER PLANET

Internationaler Titel THE RETURN FROM THE OTHER PLANET

Deutscher Titel THE RETURN FROM THE OTHER PLANET

JFBB Sektion Wettbewerb Dokumentarfilm

  • Regisseur Assaf Lapid

Land/Länder IL/DE

Jahr 2023

Dauer 79


Portrait of Assaf Lapid

Assaf Lapid

BIO Assaf Lapid is an Israeli screenwriter, director and editor born in 1978. Assaf graduated from The Sam Spiegel film and TV school in Jerusalem in 2008, in which Assaf is now a lecturer and a project advisor. For the last 15 years, Assaf is working as an editor for Israeli and international projects, many of them were screened worldwide, attract public attention, and won awards. Among them is FAREWELL HERR SCHWARZ (German title - Schnee von Gestern), a highly acclaimed documentary, titled “A masterpiece” by the Frankfurter Allgemeine Zeitung. Winner of the DEFA award at DOK Leipzig 2013, Haifa IFF, DIALOUGE Award – Cottbus FF, and more; CAUSE OF DEATH in which Assaf was the film’s co-writer and editor, premiered at IDFA 201, won The Impact Docs Award and was screened worldwide; BORN IN DIER YASSIN, An Israeli Film Academy Award Nominee who won a special mention at The Jerusalem film festival, and more; MAMA'S ANGEL (2014) – Drama series, 10 episodes. Premiere at Series Mania; WINDING (2015) –Winner FICA 2016, Chicago Arthouse FF, Special Award Green FF 2016 and more. Nowadays Assaf is co-editing, Oscar nominee, Dror Moreh's new project, “Corridors of Power”. 8 episodes Documentary series for SHOWTIME, BBC, and the Israeli broadcast channel (KAN). The series will be aired in 2023. The Return from the Other Planet is Assaf’s debut film as a director.