Vorgeworfen werden Goldman mehrere Raubüberfälle, für die er sich mit einer Ausnahme schuldig bekennt: einem Überfall, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Mit Aussagen von Zeug:innen, Nachfragen des Richters und den Antworten des Angeklagten macht die Erzählung immer wieder dialogische Ausflüge. Nicht nur in Goldmans Vergangenheit und zum Tag des Überfalls; auch dessen Buch “Dunkle Erinnerungen eines in Frankreich geborenen polnischen Juden” kommt zur Sprache, dass er während seiner Inhaftierung verfasste und in dem er den ermittelnden Behörden Rassismus und Antisemitismus vorwirft. Die nüchterne, fast minimalistische Inszenierung des Prozesses zeichnet ein vielschichtiges Bild eines moralisch ambivalenten und intellektuell komplexen Menschen, der dem widerständigen Geist seiner Eltern nachstrebt: Als ‚jüdischer Kämpfer‘ will er sich vom Stigma des ‚Juden als Opfer‘ befreien. Die Handlung spielt fast ausschließlich in der Enge des Gerichtssaals und eröffnet so einen Raum für Dialog, den Hauptdarsteller Arieh Worthalter mehr als nur auszufüllen weiß. Die von ihm gespielte Entschiedenheit und Eloquenz Goldmans ziehen die Zuschauer:innen in einen Bann, der das beklemmende 4:3-Format der Kamera nahezu weitläufig wirken lässt.
Text: Merlin Webers
Am 19. Juni im Thalia Babelsberg und am 22. Juni im Filmkunst 66 finden im Anschluss an die Filmvorführungen Gespräche mit der Drehbuchautorin Nathalie Hertzberg statt.