1903 erschien mit THE GREAT TRAIN ROBBERY der erste Film aus dem Genre, das man später als „Western“ bezeichnen sollte. Eine der Hauptrollen, die des Bronco Billy, wurde von Gilbert M. Anderson gespielt, auch bekannt als Maxwell Aronson. In Amanda Kinseys durchaus unterhaltsamen Dokumentarfilm ist die Biografie des jüdisch-amerikanischen Stummfilmdarstellers eine von vielen Geschichten und Anekdoten, mit der sie die Jüdischkeit im „Wilden Westen“ reflektiert. Welche Rolle haben Juden und Jüdinnen bei der Expansion nach Westen gespielt, in der realen Geschichte wie im Film? Welche Archivmaterialien sind erhalten, welche Dokumente, und wie wurde dieser Teil jüdischer Geschichte später erzählt, etwa in Frank Gallops Country-Persiflage „The Ballad of Irving“, aus dem Jahre 1966, in der er zusammen mit seinen „You don’t have to be Jewish Players“ vom „hundertzweiundvierzigstbesten Schützen des Westens“ berichtet. Oder später in Mel Brooks Western-Parodie BLAZING SADDLES (1974) und Robert Aldrichs THE FRISCO KID (1979). Auf ihrer Recherche stößt Kinsey auf Viehhändler und Whisky-Brenner, Gun-Men und Glücksucher, und auf einen preußischen Einwanderer, der Stammesführer in New Mexico wurde, und einen sephardischen Maler und Fotografen, der in den 1800er-Jahren Landschaften in Kansas, Colorado und Utah portraitiert hat. Jüdische Biografien und Geschichten aus Wildwest.
Text: Bernd Buder
Vorfilm: THE LAST COWBOY IN SALFORD (Jakob Lancaster, UK 2023, 15 min)
