Sektion Bruch oder Kontinuität? „Antizionismus“ und Antisemitismus im Sozialismus und danach

Das Ohr

Prag, 1952: der stellvertretende Bauminister und seine Frau kommen nach Hause und finden die Haustür unverschlossen vor – wurde in ihrem Haus ein „Ohr“ installiert? Ein Politdrama, über die allgegenwärtige Angst in der Tschechoslowakei zu Beginn der 1950er-Jahre im Kontext der Verhaftung Rudolf Slánskýs und anderer, auffällig vieler jüdischer, Politiker.

Der Zweitschlüssel liegt nicht mehr an seinem Platz, der Strom ist weg, auf der Straße entfernt sich ein Auto ohne Licht – dem Beamten Ludvik und seiner Frau drängt sich der Verdacht auf, dass jemand im Haus gewesen sein muss. Droht dem Stellvertreter jetzt das gleiche Schicksal wie seinem Chef, dem Minister, der wohl gerade verhaftet wurde? Wurde in ihrem Haus ein „Ohr“ installiert? Die Eheleute steigern sich immer mehr in die Angst hinein, dass sie überwacht und verhaftet werden könnten. Als diese Stimmung in einem bösen Streit eskaliert, denunzieren sich die beiden schamlos gegenseitig...
Direkt nach seiner Fertigstellung 1969 wurde der Film verboten, denn die kurze Phase der liberalen Verhältnisse war nach der Niederschlagung des Prager Frühlings schnell wieder vorbei. Erst 1990 konnte DAS OHR aufgeführt werden. Zu offen hatte der Film auf die politische Unterdrückung der vergangenen Jahre – die mit antisemitischen Motiven unterfütterten und aus Moskau gesteuerten Verhaftungen im Rahmen der Schauprozesse – angespielt.
Der Schauprozess „Prozess gegen die Leitung des staatsfeindlichen Verschwörerzentrums mit Rudolf Slánský an der Spitze“ von 1952 unterstellte 14 Mitgliedern der Kommunistischen Partei, darunter 11 Juden, sowjetischen Landesverrat. Von Antizionismus und Antisemitismus geprägt endete der Prozess mit 11 Todesurteilen.

Text: Christina Frankenberg


Credits

Originalitel UCHO

Internationaler Titel The EAR

Deutscher Titel Das Ohr

JFBB Sektion Bruch oder Kontinuität? „Antizionismus“ und Antisemitismus im Sozialismus und danach