Sektion Wettbewerb Spielfilm

Daniel Auerbach

  • David Volach
  • IL
  • 2023
  • 105

Der pubertierende Daniel wächst orthodox auf und hadert mit den großen Fragen des Lebens und Glaubens. Drei Jahrzehnte später hat er sich vom Glauben losgesagt, hadert aber noch immer. Ist Daniel das alter ego des Regisseurs, gespielt von ihm selbst, und der Film sein eigenes „Making of“?

Es sieht nicht so aus, als ob Daniels zweiter, lange erwarteter Film jemals fertig werden könnte. Anstatt endlich ein brauchbares Drehbuch vorzulegen, tingelt er Kette rauchend durch die Kneipen und geht den Leuten mit seinen philosophischen Auslassungen auf die Nerven, bis er rausgeworfen wird. Selbst für seine heruntergekommene Wohnung reicht das Geld nicht mehr.
Doch Daniel hat auch gar keine Zeit für praktische Dinge. Permanent verstrickt er sich in endlose Monologe über seinen „Auto-Antisemitismus“ und seinen Kampf gegen das „Hyper-Judentum“, das in Daniels Augen durch das Selbstbild des außerwählten Volkes zutiefst rassistisch sei. Rückblenden lassen erahnen, dass sich die (Selbst-)Zweifel durch sein ganzes Leben ziehen und ihn – gepaart mit unglücklichen Beziehungen – zu einem einsamen Mann gemacht haben.
Der Film spielt experimentell mit Autobiografischem und Fiktivem und entwirft in Sprüngen zwischen drei Zeitebenen das Psychogramm eines Gescheiterten, der zwischen scharfsinnigen Beobachtungen und schleichender Selbstzerstörung oszilliert. Retten kann ihn vielleicht nur noch eben dieser Film.

Text: Rainer Mende


Credits

Originalitel Daniel Auerbach

Internationaler Titel Daniel Auerbach

Deutscher Titel Daniel Auerbach

JFBB Sektion Wettbewerb Spielfilm

  • Regisseur David Volach

Land/Länder IL

Jahr 2023

Dauer 105


David Volach

BIO David Volach was born in 1970 in Israel. He was brought up, together with his 19 siblings, in an ultra-orthodox family. The family lived in the Haredic community in Jerusalem, one of the most orthodox Jewish communities in the country. In his late teens, he studied in the Ponevezh yeshiva. During that time, he began his long process of secularization. At the age of 25, he left the religious community, became secular, and moved to Tel-Aviv. Volach’s first feature as a director was ’My Father, My Lord’, a poetic story of an ultra-Orthodox family on vacation. This intimate drama provides an intense character study of a rabbi in an Orthodox neighbourhood, whose letter-of-the-law application of Talmudic tenets takes an exacting toll on his life. He must thus grapple with the conflicting demands of his belief system and his familial obligations to his wife and child. In 2007 the film won the Narrative Feature Film Award at the Tribeca Film Festival and the Best Director Award at the Taormina Film Festival. Volach was awarded Best Israeli Feature, Best Cinematography, Best Original Score, Best Edit at the Jerusalem Film Festival 2023 - for his lates film ‘Daniel Auerbach’. The feature had its world premiere at the International Film Festival Rotterdam 2024.