Goya wird als Zuschauer zu einem Verhör vor dem Heiligen Tribunal geladen. Dort erlebt er ein makabres Schauspiel, bei dem die Angeklagten sich selbst bezichtigen, schuldig bekennen oder als Ketzer:innen verbrannt werden. Sein ‘arger Weg der Erkenntnis‘ beginnt. Seit 1963 arbeiteten Konrad Wolf und Angel Wagenstein (Drehbuch) an der Verfilmung von Lion Feuchtwangers Roman „Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis“. Er erzählt die Geschichte eines Künstlers, der sich vom Angepassten zum Rebellen wandelt, den nicht die Ideologie treibt, sondern die Wahrhaftigkeit. Konrad Wolf war als Präsident der Akademie der Künste (Ost) nicht nur die Frage vertraut, wie weit ein Künstler Diener der Macht sein darf, auch seine eigene Jugend war durch die stalinistischen Schauprozesse der 1930er Jahre geprägt. Er und sein Bruder Markus hatten den „Großen Terror“ – die Stalinistischen Säuberungen zwischen 1936 und 1938 – in Moskau erlebt, die Angst um den eigenen Vater Friedrich Wolf, das Verschwinden vieler Vertrauter. 1952 treffen die in die DDR zurückgekehrten Wolfs die Nachrichten vom Schauprozess gegen Rudolf Slánský abermals hart. Unter den Hingerichteten war Friedrich Wolfs Freund Otto Katz. Wie gefährdet war der Vater? Markus notierte nach der Aufführung von GOYA: „Die Auseinandersetzung mit der Inquisition mag manchen zu denken geben, aber es ist keine hereingemanschte Aktualisierung, sondern es sind eben Fragen, mit denen sich jede Epoche so oder so zu quälen hat.“
Text: Lisa Schoß
Im Anschluss an die Vorführung am 21.6. im Kino Krokodil findet ein Gespräch mit Dr. Lisa Schoß statt, Kulturwissenschaftlerin und Beraterin für die Reihe "Bruch oder Kontinuität?"
Filmstill (c) DEFA Stiftung, Arkadi Sager