Vergleiche mit dem NS-Vernichtungskrieg und biblische Rachemotive gehörten seit dem Sechstagekrieg zum festen Repertoire der DDR-Propaganda. DIE STÜRMER polemisiert in einer Montage aus abgefilmten Presseartikeln gegen Israel und die Bundesrepublik gleichermaßen. Analogien zwischen der Situation im Nahen Osten und den beiden deutschen Staaten werden hergestellt, die Israelis zu Erben der Wehrmacht gemacht und ein Bedrohungsszenario errichtet, das die arabischen Staaten und die DDR zu Opfern einer imperialistischen Globalstrategie fantasiert.
Double Feature DIE STÜRMER & ISRAEL 74
Nach einer kurzen Phase der Sympathie für den jungen jüdischen Staat wurde Israel von der Regierung und den Medien der DDR zunehmend zum Feindbild aufgebaut – nach der Logik des Kalten Krieges, beeinflusst vom deutsch-deutschen Konflikt und einem antizionistischen Paradigma. Der Effekt war mitunter verheerend. Antisemitische Narrative und Bilder wurden reproduziert und Gräuelpropaganda verbreitet, am Ende erschien das Existenzrecht Israels in Frage gestellt.
Text: Lisa Schoß
Im Anschluss an beide Vorführungen findet ein Gespräch mit Dr. Lisa Schoß statt, Kulturwissenschaftlerin und Beraterin für die Reihe "Bruch oder Kontinuität?"