24.10.2023

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Mit Bestürzung und großer Sorge beobachten wir, die Programmleitung des Jüdischen Film Festival Berlin Brandenburg, die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel und die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, aber auch die antisemitischen Angriffe in Berlin und Brandenburg und die gewaltvolle Stimmung im deutschen Diskurs.

Teilweise selbst davon betroffen, stellen wir fest, dass sich innerhalb weniger Tage für Jüdinnen und Juden ein Klima der Angst und der psychischen und physischen Bedrohung entwickelt hat. Hilflos sehen wir, wie Ängste hochkommen, von denen wir dachten oder hofften, dass sie der deutschen Vergangenheit, nicht aber einer jüdischen Gegenwart in Deutschland angehörten.

Wir sehen, dass sich Jüdinnen und Juden im Alltag wie noch nie nach der Shoah bedroht sehen, dass Traumatisierungen (wieder) aufbrechen. Wir sehen auch, dass Palästinenser*innen und ihre Angehörigen das Gefühl haben in einem demokratischen Land keine Stimme zu haben und ihre Perspektiven und ihren Schmerz nicht artikulieren zu können. Wir sehen wie ein polarisierter Diskurs Bekenntnisse statt Gesprächen fordert und der Raum für Empathie für alle Opfer/ beide Seiten immer kleiner wird.

Fassungslos sehen wir, dass alle, die sich in den letzten Jahren in Israel/Palästina und auch hier für Dialog und Begegnung, für Empathie und Frieden eingesetzt haben, die sich um Respekt und Anerkennung bemüht haben, vor den Trümmern ihres Engagements stehen.

Terroristische Angriffe mit der unfassbaren Gewalt und der Angst, die sie auslösen wollen, produzieren viele Verlierer: sie tragen dazu bei Gesprächsräume, mühsam aufgebautes Vertrauen und einen Dialog zu zerstören, den wir führen wollen und müssen und von dem wir momentan nicht wissen, wie und wo er wiederaufgenommen werden kann.

Wir sind bestürzt, voller Sorge und mitunter hilflos – aber wir sind nicht bereit unsere Hoffnung aufzugeben, dass gerade Kunst und Kultur der Raum sein werden, in dem die Chancen für Gespräch, Empathie und die Anerkennung unterschiedlicher Perspektiven liegen.

  1. Oktober 2023 - im Namen der Geschäftsführung und Programmleitung