De Haans Roman „Pipelines“ von 1904 erzählt als einer der ersten in den Niederlanden offen von homosexuellen Liebesbeziehungen. Das Homomonument in Amsterdam ist mit einem Zitat von ihm geschmückt. Weniger bekannt sind die jüdischen Aspekte seiner Biographie. Nach antisemitischen Erfahrungen ging de Haan 1919 nach Palästina mit der Hoffnung, in der zionistischen Bewegung am Aufbau eines jüdischen Staates mitzuarbeiten. Doch bald überwarf er sich mit der zionistischen Führung und wurde zum Sprecher der Ultra-Orthodoxen Yishuv, die gegen die Staatsgründung waren. Der kritischste Punkt der Auseinandersetzung ist über hundert Jahre später noch genauso explosiv wie damals: Als Korrespondent für niederländische und britische Zeitungen warb de Haan für einen friedlichen Umgang mit der arabischen Bevölkerung und für eine Zwei-Staaten-Lösung. 1924 wurde er auf offener Straße in Jerusalem erschossen. Regisseur Zvi Landsmann erforscht umfassend de Haans Entwicklung als Autor und Aktivist und seine heutige Bedeutung. Und versucht, Beweise für eine nie belegte These zu seiner Ermordung zu finden: Die Mörder kamen aus der zionistischen Untergrundarmee Hagana und agierten auf Befehl oder zumindest im Wissen von Jizchak Ben Zwi, dem späteren Staatspräsidenten Israels. Durch die Entdeckung von bisher unbekanntem Archivmaterial und mit der Unterstützung zweier beeindruckend unvoreingenommener Nachkommen der vermutlichen Täter kommt er damit ziemlich weit.
Text: Susanne Stern
Nach allen Filmvorführungen findet ein Q&A mit Regisseur Zvi Landsman statt.