Bei der Inspektion der Insolvenzmasse in einem verfallenen Forschungsinstitut fielen dem Nachlassverwalter zwanzig Kisten mit alten Ton- und Filmaufnahmen in die Hände, deren Existenz lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Sie dokumentieren den größten politischen Schauprozess in der Tschechoslowakei, der 1952 gegen Rudolf Slánský und dreizehn weitere – mehrheitlich jüdische – Angeklagte geführt wurde. Der mehr als ein Jahr lang unter sowjetischer Kontrolle vorbereitete Prozess endete mit elf unverzüglich vollstreckten Todesurteilen.
Regisseur Martin Vandas macht die Aufnahmen erstmals einem breiteren Publikum zugänglich. Mit weiterem Archivmaterial wie den Erinnerungen von Slánskýs Witwe, die an die Entführung ihres Babys in Moskau oder die Verhaftung ihres Mannes in Prag zurückdenkt, rekonstruiert der Filmemacher Slánskýs Leben und den Hergang des antisemitisch motivierten Prozesses. Historiker wie Petr Koura sorgen für die Einordnung in den internationalen Kontext und gehen der Frage nach, ob Slánský letztlich ein Opfer seiner eigenen Politik wurde.
Text: Christina Frankenberg
WEITERE AUFFÜHRUNG
Do 20.6. 16:00
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