Sektion Bruch oder Kontinuität? „Antizionismus“ und Antisemitismus im Sozialismus und danach

HE WHO DIGS A PIT: RUDOLF SLÁNSKÝ

  • Martin Vadas
  • CZ
  • 2020
  • 87

2018 entpuppte sich der zufällige Fund mehrerer Kisten alten Filmmaterials mitten in der böhmischen Provinz als politische Sensation: es waren Originalaufnahmen vom Schauprozess gegen den jüdischen Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Rudolf Slánský wegen angeblicher „trotzkistisch-titoistisch-zionistischer Verschwörung“.

Bei der Inspektion der Insolvenzmasse in einem verfallenen Forschungsinstitut fielen dem Nachlassverwalter zwanzig Kisten mit alten Ton- und Filmaufnahmen in die Hände, deren Existenz lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Sie dokumentieren den größten politischen Schauprozess in der Tschechoslowakei, der 1952 gegen Rudolf Slánský und dreizehn weitere – mehrheitlich jüdische – Angeklagte geführt wurde. Der mehr als ein Jahr lang unter sowjetischer Kontrolle vorbereitete Prozess endete mit elf unverzüglich vollstreckten Todesurteilen.
Regisseur Martin Vandas macht die Aufnahmen erstmals einem breiteren Publikum zugänglich. Mit weiterem Archivmaterial wie den Erinnerungen von Slánskýs Witwe, die an die Entführung ihres Babys in Moskau oder die Verhaftung ihres Mannes in Prag zurückdenkt, rekonstruiert der Filmemacher Slánskýs Leben und den Hergang des antisemitisch motivierten Prozesses. Historiker wie Petr Koura sorgen für die Einordnung in den internationalen Kontext und gehen der Frage nach, ob Slánský letztlich ein Opfer seiner eigenen Politik wurde.

Text: Christina Frankenberg


WEITERE AUFFÜHRUNG
Do 20.6. 16:00
KULTURMANUFAKTUR GERSTENBERG FRANKFURT (ODER) (Ziegelstraße 28A, 15230 Frankfurt Oder)
Organisiert mit Unterstützung der Europa-Universität Viadrina.


Credits

Originalitel Kdo jinému jámu – Rudolf Slánský

Internationaler Titel HE WHO DIGS A PIT: RUDOLF SLÁNSKÝ

Deutscher Titel HE WHO DIGS A PIT: RUDOLF SLÁNSKÝ

JFBB Sektion Bruch oder Kontinuität? „Antizionismus“ und Antisemitismus im Sozialismus und danach

  • Regisseur Martin Vadas

Land/Länder CZ

Jahr 2020

Dauer 87


Portrait of Martin Vadas

Martin Vadas

BIO Czech director, producer, director of photography, script writer. He graduated from FAMU (FILM AND TV SCHOOL OF THE ACADEMY OF PERFORMING ARTS IN PRAGUE) in 1981. Between 1982-2002 he worked as teacher of Documentary section of FAMU. He worked as cameraman, after 1985 and director, after 1992. Editor in Chief of News in Czechoslovaque Television and after 1993, producer on documentaries, features and television programmes. In the last academic year he was Teacher of Television Studies at Prague’s College of Journalism. He has made over seventy films, television and video programmes.