Aus allen Ecken der Welt kommen sie in die israelische Hafenstadt, ihre Lebenswege sind grundverschieden. Bei manchen von ihnen verblassen die Erinnerungen, andere wissen noch genau, wann ihr Zug 1968 vom Danziger Bahnhof in Warschau abfuhr und welche Blumen sie zum Abschied bekamen. Maria Zmarz-Koczanowicz fragt in Interviews nach der Zeit vor, während und nach der Ausreise und illustriert die Berichte mit filmischem Archivmaterial. Historische und aktuelle Aufnahmen des Bahnhofs komplettieren die Sicht auf diesen Ort, der für sie alle zum Schicksalsort wurde. Hier mussten sie – so wie Tausende andere Jüdinnen und Juden – für immer das Land verlassen, das für sie Heimat gewesen war. Dieser Verlust treibt ihnen noch immer Tränen in die Augen. Sie alle brachen von dort gegen ihren Willen in eine ungewisse Zukunft auf, weil die Volksrepublik Polen ihnen keine Perspektiven mehr bieten wollte. Jahrzehntelang hatten sie als Polinnen gelebt, bevor ihnen plötzlich erklärt worden war, dass sie als Jüdinnen und Juden keine Bürgerinnen dieses Landes (mehr) seien.
Text: Rainer Mende