Eigentlich ist Ilana zufrieden. In der Autowerkstatt fühlt sie sich pudelwohl und um den konservativen Lebensentwurf kümmert sich ihr Bruder David, der sich schon früh verlobt – mit einer Jüdin, wie es die kleine Gemeinde vor Ort von ihm erwartet. Ilana hingegen trifft sich lieber heimlich mit ihrem muslimischen Freund zum Saufen, Fummeln und Kiffen.
Aber das Leben ist unbarmherzig in der Kleinstadt Naltschik in der südrussischen Region Karbadino-Balkarien im Nordkaukasus. David und seine Verlobte werden entführt und die versammelte Gemeinde kann das Lösegeld nicht aufbringen. Aber wenn die Werkstatt verkauft und Ilana gewinnbringend heiraten würde, könnte es reichen. Wird die eigensinnige junge Frau zugunsten ihrer Familie ihre Lebenspläne aufgeben?
In langen Szenen und Plansequenzen mit intensiver Farbsymbolik, in denen oft mehr geschwiegen als gesprochen wird, nutzt Balagov teils drastische Bilder, um den Druck aufzuzeigen, der von der immer feindseliger eingestellten, gewaltbereiten Mehrheitsgesellschaft auf die jüdische Minderheit ausgeübt wird. Balagovs Film, der Ende der 1990er-Jahre spielt, ist von einer wahren Begebenheit inspiriert.
Text: Rainer Mende