Manche flohen vor den Nazis nach Frankreich, nach Großbritannien, in die USA oder die Sowjetunion, andere wurden im Exil oder nach dem Krieg geboren. Ihre Familien kehrten in die DDR zurück, weil sie von einem besseren Deutschland träumten – kommunistisch, friedlich, antifaschistisch – und auch frei von Antisemitismus.
Familien und Freund:innen waren verschwunden, aber in der DDR gab es für sie Arbeit, Wohnungen und gesellschaftlichen Anschluss unter dem Schlagwort „Nie wieder Krieg!“ Trotzdem spüren sie deutlich, dass sie nicht nur Kommunist:innen und DDR-Bürger:innen sind, sondern wie „eine Kuh, die im Pferdestall geboren ist“ – das Gefühl des Andersseins war stets ihr Begleiter. Waren sie an erster Stelle Kommunist:in und erst dann Jüdin bzw. Jude? Oder umgekehrt? Und wie sah das ihr politisches Umfeld?
Als sich die DDR am Ende der 1980er-Jahre zuerst wandelt und dann verschwindet, berichten sie für ein US-Forschungsprojekt vor der Kamera über ihre Lebenswege, reflektieren ihre Sonderrolle und werfen dabei einen kritischen Blick auf die vergangenen Jahre sowie die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen – auch auf den bedrohlich anwachsenden Rechtsextremismus.
Text: Rainer Mende
Vorfilm: SCHALOM, NEUES DEUTSCHLAND - JUDEN IN DER DDR (Tom Franke, Mark Chaet, Lutz Rentner, DE 2018, 45 min)
Nach beiden Filmvorführungen findet ein Q&A statt. Anwesende Gäste: Lutz Rentner (Co-Regisseur Shalom, Neues Deutschland), André Herzberg (Protagonist Shalom, Neues Deutschland), Martin Pátek (Regisseur Chronik einer Rückkehr), Jeff Peck (Co-Autor Chronik einer Rückkehr), John Borneman (nur am 11.5., Co-Autor Chronik einer Rückkehr)