Das antisemitische Pogrom von 1946 in Kielce würden viele Einwohner:innen der mittelpolnischen Stadt gern vergessen. Aber der Psychologe Bogdan Białek reißt die alten Wunden auf, um eine Aufarbeitung zu ermöglichen. Der Film begleitet ihn, während er mit inneren und äußeren Widerständen kämpft.
Das größte Pogrom im Nachkriegspolen fand am 4. Juli 1946 in Kielce statt. Damals wurden über 40 Überlebende der Shoah getötet und 80 weitere verletzt, von den Menschen in Kielce. Im kommunistischen Polen wurde das Massaker totgeschwiegen – aber es wurde nie vergessen.
Nach 1989 beginnt der Journalist und Psychologe Bogdan Białek, offen über die Ereignisse zu sprechen. Mit großem Engagement bringt er in jahrelanger Kleinarbeit die Einwohner:innen seiner Heimatstadt dazu, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Mit immer mehr Verbündeten kämpft er gegen das Verdrängen und Vorurteile, initiiert Bildungsinitiativen und knüpft Verbindungen zwischen den heutigen Einwohner:innen von Kielce sowie Jüdinnen und Juden, die früher hier lebten.
Über zehn Jahre lang dokumentierten ein polnisch-katholischer und ein amerikanisch-jüdischer Regisseur Białeks Bemühungen, „die Wahrheit mit Liebe auszusprechen“. Mit der Dokumentation zahlreicher Bürger:innendiskussionen wird der Film auch zu einem wichtigen Zeitdokument: Wie hat sich die Sicht auf die Ereignisse verändert, welche Emotionen kommen zwischen Verdrängung und Verantwortung auf und welche Narrative entstehen in diesem Spannungsfeld?
Text: Rainer Mende
Credits
Originalitel Bogdan’s Journey
Internationaler Titel Bogdan’s Journey
Deutscher Titel BOGDANS REISE
JFBB Sektion Bruch oder Kontinuität? „Antizionismus“ und Antisemitismus im Sozialismus und danach. Teil II: Antisemitismus im Postsozialismus
Land/Länder PL, US
Jahr 2016 (remastered version 2025)
Dauer 90
MICHAŁ JASKULSKI
BIO MICHAŁ JASKULSKI graduated from The Polish National Film School in 2004 with a Master of Art degree in cinematography. Since then, he has enjoyed a highly active and lauded career in film garnering several sought after, prestigious awards, among others: IAB 2015 Global Insights, MIXX Awards 2014, Cloocam 2013, Reel of Excelence and Best Special effects at Los Angeles Movie Awards 2010, Special recognition at Very Short Movies 2010 in L.A., The Royal Reel for Excellence in Filmaking at Canada International Film Festival 2010, multiple nominations and an Award at Yach Film Festival, Award of The Polish Screenplay Foundation 1997.
LAWRENCE LOEWINGER
BIO Lawrence Loewinger is a producer/director, sound mixer, teacher and film journalist. His first documentary film, KIDS ARE PEOPLE, (1972); it won awards, was broadcast on public television and went into distribution. He has worked on many other documentaries, including Academy Award winning films, among them the documentary, FROM MAO TO MOZART.·Soon after KIDS, he took a hiatus from filmmaking and embarked on a distinguished career as a sound mixer. He has received two Emmy Awards for his sound work, the most recent of which is for his work on the award-winning TV show, 30 ROCK.· He has taught at Wesleyan and he is currently teaching at New York·University's·Tisch·School of the Arts.